Infobrief 2020
80 % der Bevölkerung hat in Benin keinerlei Zugang zur modernen Medizin. Das wirkt sich nicht nur für Malaria, Tuberkulose und für die weit verbreitete Diabetes verheerend aus, sondern vor allem auch für die weitere Verbreitung von AIDS.
Noch werden über 50 % der Babys, die zwischen 0 und 5 Jahren sterben, durch HIV getötet. Die rettenden antiretroviralen Medikamente kommen nicht zur Bevölkerung, die sich in Tabus hüllt und in den herkömmlichen Vodoo-Riten vergeblich Heilung sucht. Noch katastrophaler ist der Befund, dass nach den ersten Erfolgen einer HIV-Therapie in Benin sehr viele die Behandlung abbrechen, weil sie kein Geld für den weiteren Besuch eines Gesundheitszentrums haben.
Unser Gesundheitshaus im Zentrum „Maria, Mutter der Verlassensten“ in Adjarra wird täglich von vielen Kranken aufgesucht. Für die Ärmsten sind sowohl die Behandlung als auch die Medikamente kostenlos. Im letzten Jahr hat zusätzlich das neue Team der „mobilen Krankenpflege“ seine Arbeit aufgenommen. Schwester Audrey, Schwester Lea und die Krankenpfleger Jean-Baptiste und Seraphine besuchen die Kranken, die nicht ins Gesundheitshaus transportiert werden können oder aus anderen Gründen nicht kommen möchten (immer noch ist HIV ein großes Tabu) zuhause und binden in die Gesundheitsversorgung auch die Familien mit ein.
Ein Sozialarbeiter, Herr Anselme Adanhou, bereitet die Arbeit der Krankenschwestern vor und begleitet die Familien.
In der Ausbildungsschneiderei des Zentrums erhalten im Augenblick 16 junge Mädchen und Frauen eine Ausbildung, unter ihnen einige Straßenkinder, die misshandelt wurden und traumatisiert sind sowie HIVinfizierte Mütter, die von ihren Männern verlassen und von den Familien verstoßen wurden. Ich bin glücklich, zu sehen, dass sie sich bei uns sehr wohl fühlen und in der geschützten und liebevollen Atmosphäre des Mutter-Kind-Hauses aufblühen.
Im Mutter-Kind-Haus leben kranke, verstoßene Frauen mit ihren Kindern, bis sie gesunden und wir für sie und ihre Kinder eine neue Bleibe gefunden haben.
Seit einigen Monaten unterstützen wir eine kleine Gehörlosenschule in Adjarra. Noch immer liegt in Westafrika der Fluch der Dämonisierung auf den Gehörlosen. Die betroffenen Kinder werden vernachlässigt, oft missbraucht und für unvorstellbar grausame Zwecke weggegeben oder verkauft. Andere werden aus Armutsgründen als Arbeitssklaven zu Handwerkern oder Händlern gegeben und müssen sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Nun haben wir endlich einen verlässlichen Partner gefunden, diesen Kindern helfen zu können:
Die kleine Schule für die gehörlosen Kinder befindet sich nicht weit entfernt vom Projekt „Maria, Mutter der Verlassensten“. Leider musste bislang der Unterricht in einer baufälligen Ruine ohne Tageslicht stattfinden.Es fehlte an Schulmaterial und wegen der Armut der Eltern der Kinder war bisher auch nicht an eine Schulernährung zu denken. .
Wie die SchülerInnen der anderen von uns aufgebauten Schulen, werden inzwischen auch diese Kinder von uns medizinisch betreut und bekommen, soweit ihre Eltern die Kosten nicht tragen können, täglich eine Mahlzeit. Zurzeit versorgen wir so etwa etwa 1.700 Kinder aus armen Familien.
Angesichts der großen Not, in der sich die Menschen in Afrika immer noch befinden tut es gut zu wissen, dass uns Menschen in Deutschland unterstützen, damit wir die Projekte aufrecht erhalten können. So wandeln sich die Grauzonen des Elends in menschliche Räume und liebende Wärme. Hoffnung erhellt den Weg der Schwächsten und setzt neue Kräfte frei.
Herzliche und dankbare Grüße
Ihre Brigitte Schmöle, 1. Vors.