Weihnachtsbrief 2020
Dieses glückliche Lächeln von Emily und Sabine, die sich an ihre Pflegemutter schmiegt, möchte ich gern mit Ihnen teilen. Sabines Vater starb, als sie erst wenige Wochen alt war. Ihre Mutter versuchte, sie und ihre Schwester allein durchzubringen, was ihr jedoch nur sehr schwer gelang.
Schon bald schloss sie sich einem anderen Mann an, gründete mit ihm eine neue Familie und gab die beiden Kinder in die Obhut der Schwester ihres verstorbenen Mannes. Diese Schwägerin, selbst schon alt, war jedoch mit der Versorgung der Kinder überfordert. Bei einem Routinebesuch in der Nachbarschaft fiel dem Team unserer häuslichen Krankenpflege im Zentrum „Maria, Mutter der Verlassensten“ von Adjarra auf, dass die beiden Mädchen total vernachlässigt und unterernährt waren. Trotz der dann folgenden täglichen Besuche und die Versorgung durch unsere Kankenschwestern besserte sich der Zustand der verängstigten Kinder nur sehr langsam. Inzwischen hatte sich herausgestellt, dass Emily, das ältere der beiden Mädchen, von ihrer Tante als Haushilfe in ein anderes Dorf gegen geringes Geld verkauft werden sollte. Die Kinder waren eine Belastung für die ältere Dame und diese Bürde wollte sie gern schnell wieder loswerden. Als die Situation für die Kinder unerträglich wurde, nahmen wir sie übergangsweise in unser Mutter-Kind-Haus auf. Hier fanden die beiden verwundeten Kinderseelen endlich menschliche Nähe, Liebe und Geborgenheit.
Im Mutter-Kind-Haus begegneten Sabine und Emily Frau Ayivi, die uns bei den täglichen Arbeiten im Zentrum unterstützt. Schnell sprang der Funke über und Frau Ayivi bat darum, die beiden Mädchen am Wochenende mit in ihre Familie nehmen zu dürfen. Hier freundeten sich Sabine und Emily mit den drei Kindern der Familie Ayivi an und es entstand bald eine stabile, Iiebevolle Verbindung.
Frau Ayivi und ihr Mann erklärten sich bereit, die beiden Mädchen als Pflegekinder bei sich aufzunehmen. Dafür erhalten sie von ALODO eine kleine Unterstützung sowie die Erstattung aller Kosten für den Unterhalt der Kinder. Emily besucht jetzt die Schule und ist eine gute Schülerin geworden, während Sabine so oft wie möglich die Nähe ihrer Pflegemutter sucht und in ihrer Entwicklung große Fortschritte gemacht hat. Aus den beiden vernachlässigten und ängstlichen Kindern sind glückliche kleine Mädchen geworden.
Das tut uns, besonders in den Zeiten der Pandemie, in der wir alle mit Sorge auf die nächste Zeit und die Zukunft blicken, gut. In Benin haben viele Menschen durch den Lockdown und das Herunterfahren von vielen kleinen Wirtschaftszweigen, wie Straßenmärkten etc., ihren Erwerb verloren. Viele Familien sind noch tiefer in die Armut gerutscht.
Ich bin froh, dass wir unser Gesundheitshaus in dieser schwierigen Zeit geöffnet halten konnten, um den Ärmsten weiterhin eine kostenlose Gesundheitsversorgung zu bieten und danke unserem Gesundheitsteam, das die Arbeit dort gewissenhaft aufrecht erhalten hat und sich nicht abhalten ließ, den Dienst in der häuslichen Krankenpflege für die besonders schwer heimgesuchten chronisch Kranken zu leisten.
Mit viel Freude kann ich berichten, dass unser inzwischen großer Gemüsegarten gute Erträge bringt. Die geernteten Früchte und das Gemüse nutzen wir zur Selbstversorgung des Zentrums, unterstützen die verarmten Kranken und ihre Familien und sichern die Schulernährung der Gehörlosenschule in Adjarra. So wächst in diesem Krisenjahr eben auch Gutes!
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und alles Gute für das Jahr 2021.
Ihre
Brigitte Schmöle
1. Vors.